Vaganova-Methode

Die Vaganova-Methode wird an den meisten staatlichen professionellen Ausbildungsinstitutionen praktiziert, weil damit ein solides Fundament für alle Stilrichtungen des künstlerischen Tanzes gebildet wird. Sie ist jedoch ebenso für das Erlernen des klassischen Tanzes an privaten Ballettschulen geeignet, da sich der Lehrplan an die individuellen Bedürfnisse und Leistungsansprüche einer jeden Klasse anpassen lässt. Das Vaganova- System beruht auf einer logisch aufgebauten Struktur: Erst nach Erarbeitung der Grundlagen (Muskelaufbau, Flexibilität und Koordinationsvermögen) werden weitere schwierigere Schrittfolgen erlernt. Damit wird nicht nur eine akkurate und ästhetische, technische Entwicklung gewährleistet, sondern ebenso Fehlbelastungen des Körpers entgegengewirkt.

Agrippina Jakovlevna Vaganova (* 24.6. jul. / 6.7.1879 greg. in St. Petersburg, † 5.11.1951 in Leningrad), russische Tänzerin, Tanzpädagogin und Choreographin schuf zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine systematische Ausbildungsmethode des klassisch akademischen Tanzes, die nicht ausschließlich die sowjetische Ballettkunst maßgeblich beeinflusste, sondern weltweite Anerkennung finden sollte. Vaganova erhielt seit 1889 ihre Ausbildung an der Kaiserlichen Ballettakademie St. Petersburg. Nach ihrem Examen im Jahre 1897 wurde sie in das corps de ballet des Mariinskij-Theaters aufgenommen. Zwei Jahre nach ihrer offiziellen Ernennung zur Ballerina zog sich Vaganova 1916 von der Bühne zurück und widmete sich seit dem Ende der Revolution ausschließlich schöpferischen und pädagogischen Tätigkeiten.

1934-1941 leitete sie die an das Kirov- Ballett angeschlossene St. Petersburger Schule, die 1956 nach ihr benannt wurde, fungierte zwischen 1931-1937 als Direktorin des Ballettensembles des Kirov- Theaters und errang 1946 den Titel der ordentlichen Professorin. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren lediglich zwei bewährte Unterrichtssysteme verbreitet: die Französische sowie Italienische Schule. Vaganova verstand es, jene Methoden miteinander zu verschmelzen, eine theoretische Grundlage zu schaffen und dadurch eine für jene Zeit innovative Form der Technik zu kreieren. Insbesondere wurden einer harmonischen Armführung, der korrekten Platzierung des Rückens, Schultergürtels und des Beckens, einer kraftvollen Sprungtechnik, organischen Bewegungsabläufen und somit der Koordination und Beherrschung des gesamten Körpers große Beachtung geschenkt. Das von Vaganova begründete, zukunftsweisende Unterrichtssystem brachte zahlreiche herausragende Tänzerpersönlichkeiten hervor, die auf internationalen Bühnen Weltruhm erlangten (u. a. Marina Semjonova, Galina Ulanova, Natalia Dudinskaja, Irina Kolpakova, Vera Kostrovitskaja).

Der einzigartige Stil der Vaganova-Schule wurde von ihren Eleven künstlerisch und pädagogisch fortgesetzt und zeigte immense Wirkung auf die gesamte Ballettwelt. Ihre Methode legte sie in ihrem in mehrere Sprachen übersetzten Lehrbuch „Grundlagen des klassischen Tanzes“ dar, was als ein zeitloses Standardwerk angesehen werden kann, das bis heute als Inspiration zahlreicher Abhandlungen der Tanzliteratur dient.

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